Griechische Reform der elektronischen Rechnungsstellung: Mögliche Auswirkungen der jüngsten Regierungswahl

Joanna Hysi
Juli 10, 2019

Am 7. Juli begann Griechenland mit der Wahl einer neuen Regierung.  Die abgesetzte linke Regierungspartei, die seit 2015 an der Macht war, erlitt hierbei einen schweren Schlag.  Ursprünglich hoffte man, dass sie eine weniger strenge Politik einführen würde. Aus Sicht vieler Bürger hatte sie das jedoch nicht nur versäumt, sondern in Wirklichkeit sogar strengere Maßnahmen eingeführt. Wie von einigen Beobachtern erwartet, gewann die oppositionelle Mitte-Rechts-Partei mit einer klaren Mehrheit. Mit diesem Ergebnis hat Griechenland mit einem Manifest zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums erneut für Veränderungen gestimmt.

Auswirkungen auf die vorgeschlagene Reform der elektronischen Rechnungsstellung

Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis der jüngsten Wahlen Auswirkungen auf die Agenda der Unabhängigen Behörde für öffentliche Einnahmen (IPRA) haben könnte und damit wie Griechenland die geplante Reform der elektronischen Rechnungsstellung umsetzen wird.

Die IPRA, die für alle Steuerangelegenheiten im Land zuständig ist, ist auch Architektin eines kürzlich vorgelegten Vorschlags für ein landesweites Rahmenwerk für die elektronische Rechnungsstellung und Berichterstattung. Als unabhängige Behörde, die keiner staatlichen Aufsicht oder Kontrolle unterliegt, sollte die IPRA vom Ergebnis der Parlamentswahlen nicht betroffen sein. Ihre Politik könnte sich jedoch ändern, je nachdem, wie streng die neue Regierung in puncto Steuerkontrollen und deren Durchsetzung bei ihren Bemühungen um die Bekämpfung des Mehrwertsteuerbetrugs und der Schließung der Mehrwertsteuerlücke vorgehen wird.

Mögliche Szenarien

Bevor Vorhersagen getroffen werden, sei darauf hingewiesen, dass die IPRA zunächst ein Mandat für die elektronische Rechnungsstellung ins Auge gefasst hat, ähnlich dem, das in Italien im Zeitraum 2018–2019 eingeführt wurde. Allerdings müsste Griechenland in dieser Situation, genau wie Italien, vor einer solchen Reform die Zustimmung der EU einholen. Eine Ausnahmeregelung wie in Italien würde nicht nur Zeit brauchen, sondern könnte auch für Griechenland schwieriger zu erhalten sein, da es an der technischen Infrastruktur für die elektronische Rechnungsstellung im B2G-Bereich mangelt, die in Italien bereits vorhanden ist.  Stattdessen hat sie ein anderes Modell auf der Grundlage der elektronischen Berichterstattung und Buchhaltung innerhalb der Online-Plattform der Steuerverwaltung vorangetrieben. Im Wesentlichen ist dieses Modell eine Kombination aus einer anbietergesteuerten Meldung von grundlegenden Rechnungsdaten in Verbindung mit Anforderungen an die Käuferseite zur Validierung der Daten mit verschiedenen buchhalterischen Informationen.  Der Prozess wird auch die von der IPRA geführten Online-Bücher aktualisieren. Dieses Modell ist nicht in der Lage, elektronische Rechnungen in Echtzeit abzurechnen. Die IPRA hat jedoch erklärt, dass dieser Ansatz im lateinamerikanischen Stil letztendlich ihr Ziel für das Land sei.

Die IPRA hat angekündigt, dass das Berichts- und Buchhaltungsmodell im Januar 2020 umgesetzt wird. Da das Land jedoch in den kommenden Monaten vor politischen Veränderungen steht, erscheint diese Frist unrealistisch.

Obwohl es schwierig ist, vorherzusagen, ob Griechenland den vorgeschlagenen Rahmen für die elektronische Berichterstattung und Buchhaltung durchsetzen wird, ist es viel unwahrscheinlicher, dass die Behörden den Umfang oder die Besonderheiten der Rechnungsdaten, die im künftigen Berichtssystem an die Steuerverwaltung gesendet werden, ändern werden. Während sich die generelle Ausrichtung der Umsetzung ändern kann, ist die Verlagerung des Schwerpunkts von der traditionellen Compliance und Prüfung auf kontinuierlichere Transaktionskontrollen in Echtzeit oder nahezu Echtzeit von erheblicher Bedeutung. Dieser Trend gewinnt in ganz Europa an Dynamik und ist politisch nicht mehr aufzuhalten, da immer mehr Regierungen Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung und zur Verbesserung ihrer Steuerkontrollen ergreifen.

Jetzt sind Sie dran

Um mehr über unsere Perspektive auf die Zukunft zu erfahren, laden Sie Trends: Compliance für E-Rechnungen herunter und folgen Sie uns auf LinkedIn und Twitter, um über regulatorische Neuigkeiten und andere Updates auf dem Laufenden zu bleiben.

Sign up for Email Updates

Stay up to date with the latest tax and compliance updates that may impact your business.

Author

Joanna Hysi

Joanna is a Senior Regulatory Counsel at Sovos. Based in Stockholm and originally from Greece, Joanna’s background is in commercial and corporate law with research focus on EU law and financial innovation. Joanna earned her degree in Law in Greece and her masters in Commercial and Corporate from London School of Economics and Political Science (LSE) in London.
Share this post

E-Invoicing Compliance EMEA
January 14, 2025
Griechenland: Verpflichtende elektronische B2B-Rechnungsstellung ab Juli 2025 nach EU-Ausnahmeregelung möglich

Griechenland war in den letzten Jahren dabei, die obligatorische elektronische B2G-Rechnungsstellung einzuführen, und es wird erwartet, dass ein B2B-E-Invoicing-Mandat folgen wird. Nach Berichten, dass Griechenland eine Ausnahmegenehmigung für die Einführung einer verpflichtenden elektronischen B2B-Rechnungsstellung im Jahr 2024 beantragt hat, hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für einen Durchführungsbeschluss des Rates zur Erteilung dieser Genehmigung veröffentlicht. […]

Implementierung von SAP Clean Core
Einhaltung der Steuervorschriften EMEA
January 6, 2025
SAP: Der Weg Ihres Unternehmens zum Clean Core

Im ersten Blog unserer Serie haben wir das Konzept von SAP Clean Core vorgestellt und erfahren, wie viel über seine Auswirkungen auf das Geschäft gesprochen wird, insbesondere über die Möglichkeit, ein ERP an die betrieblichen Anforderungen anzupassen. Im zweiten Teil haben wir uns damit befasst, wie Unternehmen die SAP-Clean-Core-Prinzipien nutzen können, um ein System zu […]

E-Invoicing Compliance EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
November 1, 2024
Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter im ECOFIN-Rat genehmigt

Der lang erwartete Vorschlag für eine Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter (ViDA) wurde von den Wirtschafts- und Finanzministern der Mitgliedstaaten gebilligt. Am 5. November 2024 haben sich die Mitgliedstaaten auf der Tagung des Rates "Wirtschaft und Finanzen" (ECOFIN) einstimmig auf die Verabschiedung des ViDA-Pakets geeinigt. Diese Entscheidung ist ein wichtiger Meilenstein bei der Modernisierung der Mehrwertsteuerrichtlinie […]

Was ist Peppol
E-Invoicing Compliance EMEA
October 29, 2024
Was ist PEPPOL?

Peppol E-Invoicing erklärt: Was es ist und wie es funktioniert Die weltweite Einführung der elektronischen Rechnungsstellung beschleunigt sich. Regierungen auf der ganzen Welt drängen auf die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung, um ihre nationalen Systeme digital zu transformieren und oft die Mehrwertsteuerlücke zu schließen. Während viele Länder ihr eigenes E-Invoicing-Mandat eingeführt haben, um die Steuerkontrollen zu […]

Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung North America
October 16, 2024
Wie wirken sich die Änderungen des französischen E-Invoicing-Mandats auf mein Unternehmen aus?

Die französische Steuerverwaltung hat gerade strukturelle Änderungen am französischen E-Invoicing-Mandat für 2026 angekündigt, die die Entwicklung des kostenlosen, staatlich betriebenen Rechnungsaustauschdienstes einstellen werden. Diese Entscheidung wird den Druck auf Steuerzahler und Softwareanbieter erhöhen, eine zertifizierte "PDP" zu wählen, um die durch diese Entscheidung entstandene Lücke zu füllen.  Französisches E-Invoicing-Mandat: Ein komplexes System, das seit Jahren […]