Aktionsplan „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ für eine einheitliche Umsatzsteuerregistrierung

Luca Clivati
März 7, 2023

Zu den Vorschlägen der EU-Kommission unter dem Titel Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter gehört auch eine einzige Umsatzsteuerregistrierung, die darauf abzielt, den grenzüberschreitenden Handel zu erleichtern.

Die Vorschläge, die zum 1. Januar 2025 in Kraft treten sollen, sind Teil einer Initiative der Kommission zur Vereinfachung der Umsatzsteuer in der EU. Die vorgeschlagene einheitliche Umsatzsteuerregistrierung würde bedeuten, dass man sich in der gesamten EU für eine größere Anzahl von Transaktionen nur einmal umsatzsteuerlich registrieren muss, was die Kosten und den Zeitaufwand im Zusammenhang mit der Abwicklung von umsatzsteuerlichen Punkten verringern würde.

Auswirkungen der einheitlichen Umsatzsteuerregistrierung auf das B2C-Geschäft

Der One Stop Shop (OSS) ist eine EU-einheitliche Umsatzsteuerregistrierung. Der OSS ist zwar fakultativ, ist aber eine nützliche Option, um die für Fernverkäufe von Waren von Unternehmen an Verbraucher („B2C“) sowie für die Erbringungen von innergemeinschaftlichen Dienstleistungen von Unternehmen im B2C-Bereich in allen EU-Mitgliedstaaten fällige Umsatzsteuer zu melden und zu entrichten.

Das Verfahren ist auf positive Resonanz gestoßen und wird von vielen Unternehmen genutzt. Eine Ausweitung des Systems ist im Gespräch, um die Umsatzsteuer in der Region weiter zu vereinfachen.

Um das Umsatzsteuersystem der EU weiter zu modernisieren, hat die EU-Kommission eine Erweiterung der OSS-Regelung für den E-Commerce vorgeschlagen. Dabei sollen folgende Punkte ebenfalls berücksichtigt werden:

  • Inlandsverkäufe von Waren in den EU-Mitgliedstaaten im B2C-Bereich
  • Bereitstellung von Gegenständen zur Installation oder Montage an Bord von Schiffen, Flugzeugen oder Zügen im B2C-Bereich
  • Versorgung mit Gas, Strom, Heiz- und Kühlmitteln im B2C-Bereich
  • Bereitstellung von Gebrauchtgegenständen im Rahmen der Sonderregelungen, Kunstgegenständen, Sammlerstücken und Antiquitäten im B2C-Bereich
  • Warenverkehr eigener Waren innerhalb der EU, unter der Voraussetzung, dass der Endabnehmer eine Privatperson ist

Implikationen für Online-Plattformen, die in die EU verkaufen

Trotz Gerüchten über eine Änderung des Schwellenwerts für das Verfahren Import-One-Stop-Shop (IOSS) bleibt der derzeitige Schwellenwert von 150 EUR als Sachwert für im Rahmen von B2C-Verkäufen importierte Waren auf absehbare Zeit bestehen. Für Unternehmen bleibt das Verfahren zudem weiter optional.

Für Plattformen wird IOSS jedoch obligatorisch, wodurch der Fernabsatz von Waren bis zu einem Wert von 150 EUR, die per Sendung aus einem Drittland importiert werden, erleichtert wird. Die EU wird die Sicherheit von IOSS erhöhen, indem sie den EU-Zollbehörden Zugriff auf Informationen zu Unternehmen gewährt, die für IOSS registriert sind.

B2B-Implikationen der einheitlichen Umsatzsteuerregistrierung

Bei Lieferungen von Unternehmen an Unternehmen (B2B) will die EU-Kommission die Anwendung der erweiterten Umkehrung der Steuerschuldnerschaft in Artikel 194 der EU-Richtlinie zur Mehrwertsteuer harmonisieren . Wenn diese Richtlinie im jeweiligen EU-Mitgliedsstaat umgesetzt wird, gilt sie für Leistungserbringer, die nicht im jeweiligen Mitgliedsstaat der Steuerbarkeit ansässig sind, und reduziert deren Verpflichtung, sich im Ausland für umsatzsteuerliche Zwecke zu registrieren.

Derzeit wenden nur 15 EU-Mitgliedstaaten den oben genannten Artikel an – und nicht alle in gleicher Weise.

Die Einführung des neuen Reverse-Charge-Verfahrens im B2B-Bereich bezieht sich auf den Verkauf bestimmter Waren und Dienstleistungen, wenn die jeweiligen Transaktionen folgende Bedingungen erfüllen:

  • Der Leistungserbringer ist nicht in dem Mitgliedstaat ansässig, in dem die Umsatzsteuer geschuldet wird.
  • Der Käufer/Leistungsempfänger ist in dem EU-Mitgliedsstaat umsatzsteuerlich registriert, in dem die Umsatzsteuer fällig wird.
  • Die Leistungserbringungen fallen nicht unter eine Sonderbesteuerung.

Und zu guter Letzt wird die EU die Konsignationslagerregelung (Call of Stock) als Teil der Mehrwertsteuerrichtlinie ab dem 31. Dezember 2024 abschaffen. Nach diesem Datum sind neue Bestandsumlagerungen im Rahmen dieser Regelungen nicht mehr betroffen, da die Vereinfachung nicht mehr erforderlich ist. Für Waren, die im Rahmen bereits bestehender Vereinbarungen geliefert wurden, kann die Regelung jedoch bis zum 31. Dezember 2025 fortgeführt werden.

Sind Sie gerüstet, um mit den sich ständig weiterentwickelnden Vorschriften Schritt zu halten?

Kontaktieren Sie uns, um fachkundige Unterstützung zu erhalten: Wir erleichtern Ihrem Unternehmen die Einhaltung der Umsatzsteuervorschriften, überprüfen die Zuordnung Ihrer Steuernummer und ermitteln, wie Sie Ihren Cashflow verbessern können. Wenn Sie mehr über das Thema „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ erfahren möchten, werfen Sie einen Blick auf Aktionsplan „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ für digitale Berichte und elektronische Rechnungsstellung oder auf diesem Blog-Beitrag zum Thema Plattformwirtschaft und Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter.

Melden Sie sich für E-Mail-Updates an

Bleiben Sie über die neuesten Steuer- und Compliance-Updates auf dem Laufenden, die sich auf Ihr Unternehmen auswirken können.
Author

Luca Clivati

Luca joined Sovos in 2022 and is a senior manager of the consulting team within Compliance Services. He holds a Master’s degree in International Economics and has 13+ years of experience on cross-border transactions and international VAT and GST. Luca specializes in tax consulting advisory focusing on indirect taxes, diagnosis, solution, development and implementation of clients‘ tax requirements, VAT compliance and tax due diligences within the EU and in jurisdictions outside of it (mostly Norway, Switzerland, New Zealand, Australia and Singapore).
Share This Post

E-Invoicing Compliance EMEA
April 5, 2023
Bizkaia: Was ist das Batuz-Steuersystem?

Bizkaia ist eine spanische Provinz und ein historisches Gebiet des Baskenlandes mit einem eigenen Steuersystem. Vor der Genehmigung der Batuz-Strategie entwickelte die Steuerbehörde von Bizkaia verschiedene Ansätze zur Umsetzung einer umfassenden Strategie zur Verringerung des Steuerbetrugs. Ziel war es, Betrug daran zu hindern, Einnahmen aus wirtschaftlichen Aktivitäten zu beeinträchtigen. Diese Initiative begann in den frühen […]

EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
December 21, 2022
Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter: umsatzsteuerliche Behandlung der Plattformökonomie

Der Vorschlag unter dem Titel  „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ der Europäischen Kommission bringt erhebliche Änderungen bei der umsatzsteuerlichen Behandlung der Plattformwirtschaft in Bezug auf Anbieter von kurzfristigen Beherbergungsleistungen (bis max. 45 Tage) und Personenbeförderungsdienstleistungen mit sich. Umsatzsteuerliche Behandlung der Plattformwirtschaft An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich die „umsatzsteuerliche Behandlung der Plattformwirtschaft“ nur auf die Erbringung […]

EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
December 8, 2022
Umsatzsteuer im digitalen Zeitalter: Obligatorische elektronische Berichterstattung und elektronische Rechnungsstellung für innergemeinschaftliche Transaktionen in der EU

Die Europäische Kommission hat ihren lang erwarteten Vorschlag für Gesetzesänderungen im Zusammenhang mit der Initiative Umsatzsteuer im digitalen Zeitalter (ViDA) angekündigt. Dies ist eine der wichtigsten Entwicklungen in der Geschichte der europäischen Mehrwertsteuer und betrifft nicht nur europäische Unternehmen, sondern auch Unternehmen außerhalb der EU, deren Unternehmen mit der EU handeln. Der Vorschlag erfordert eine […]

E-Invoicing Compliance EMEA
November 14, 2022
Verwalten Sie Ihre Mandate, bevor sie beginnen, Sie zu verwalten

Es ist ein gutes Jahr, um ein IT-Leader zu sein. Nach viel zu vielen Jahren, in denen der Ausdruck „mit weniger mehr erreichen“ das Mantra der meisten Unternehmen war, wenn es um Technologieausgaben ging, geht es endlich besser. Laut dem Forschungsunternehmen Gartner werden sich die IT-Ausgaben 2022 auf geschätzte 4,5 Billionen $ belaufen. Dies entspricht […]

EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
November 10, 2022
Das rote Telefon klingelt und die IT muss den Anruf annehmen — Fünf Dinge, die Sie wissen sollten

Es ist vielleicht nicht ganz DAS rote Telefon, das klingelt, aber seien Sie versichert, das Management hat es derzeit mit einem ernsten Problem zu tun, und sie schauen sich die IT an, um es für sie zu lösen. Es gibt zwei Dinge, die Boards und C-Suites mehr als alles andere nervös machen. Risiken, die sich […]