EuGH entscheidet über Bedingungen für Mehrwertsteuererstattung

Charles Riordan
Januar 25, 2021

Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) hat entschieden, dass die Mitgliedstaaten MwSt.-Erstattungsanträge, die andere Rechnungskennungen als fortlaufende Rechnungsnummern enthalten, als förmlich eingereicht akzeptieren müssen.

In der Rechtssache C-346/19 (Urteil vom 17. Dezember 2020) wurde der Antrag eines österreichischen Steuerpflichtigen auf Umsatzsteuererstattung vom deutschen Bundeszentralamt für Steuern mit der Begründung abgelehnt, dass es sich bei den auf dem Antragsformular aufgeführten "Rechnungsnummern" um Referenznummern und nicht um fortlaufende Rechnungsnummern handelte.

Der österreichische Steuerzahler legte gegen den Bescheid Einspruch ein, aber das Finanzamt entschied, dass die Referenznummern nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprachen und der Steuerzahler es daher versäumt hatte, einen gültigen Erstattungsantrag innerhalb der gesetzlich zulässigen Frist zu stellen.

Der EuGH war anderer Meinung und entschied, dass ein Erstattungsantrag unter diesen Umständen als gültig eingereicht anzusehen ist. Nach Ansicht des Gerichts waren die materiellen Anforderungen des Antrags erfüllt, da die vom Steuerpflichtigen angegebenen Referenznummern die Identifizierung der Rechnungen ermöglichten.

Das Gericht hielt es für besonders relevant, dass das Bundeszentralamt für Steuern die Möglichkeit hatte, weitere Informationen, einschließlich Kopien der Originalrechnungen, anzufordern, wenn es der Meinung war, dass die vom Steuerzahler bereitgestellten Informationen nicht ausreichten, um die Erstattung zu gewähren. Den Antrag für ungültig zu erklären, ohne weitere Informationen anzufordern, war eine unverhältnismäßige Strafe für die Nichteinhaltung einer rein formalen Anforderung.

Sicherstellung der Mehrwertsteuer-Neutralität in der EU

Dies ist nicht das erste Mal, dass der EuGH die Erstattungspraktiken der deutschen Steuerbehörden unter die Lupe nimmt. In der Rechtssache C-371/19 (Urteil vom 18. November 2020) stellte das Gericht fest, dass die deutschen Behörden gegen den Grundsatz der Mehrwertsteuerneutralität verstoßen haben, indem sie sich systematisch weigerten, Informationen anzufordern, die in Mehrwertsteuererstattungsanträgen fehlten, wie z. B. Kopien von Rechnungen oder Einfuhrdokumenten. Stattdessen würden die Behörden die Anträge sofort ablehnen, genau wie in C-346/19.

Das Gericht wies darauf hin, dass der Grundsatz der Mehrwertsteuerneutralität verlangt, dass eine Erstattung gewährt werden muss, wenn alle materiellen Voraussetzungen für die Erstattung erfüllt sind, und dass Antragstellern jede Möglichkeit gegeben werden muss, die zur Unterstützung eines materiellen Anspruchs erforderlichen Informationen zu liefern. Dies stellt sicher, dass das Recht eines Steuerzahlers auf eine Abrechnung der bereits gezahlten Umsatzsteuer so weit wie möglich geschützt wird.

Obwohl das Urteil des EuGH in beiden Fällen für die Steuerzahler günstig ausfiel, betonte das Gericht beide Male, dass die Nichteinhaltung einer formalen Anforderung sich immer noch als fatal für einen Antrag erweisen kann, wenn sie nicht korrigiert wird.

In der Rechtssache C346/19 stellte das Gericht beispielsweise fest, dass das Finanzamt offiziell fortlaufende Rechnungsnummern vom Steuerzahler anfordern und den Antrag ablehnen konnte, wenn diese Nummern nicht innerhalb eines Monats nach der Anforderung bereitgestellt wurden.

Unternehmen müssen die Vorschriften der Steuerbehörden verstehen und einhalten, auch wenn eine Anforderung eher formal als inhaltlich ist.

Jetzt sind Sie dran

Um über die sich verändernde Landschaft der Umsatzsteuer-Compliance auf dem Laufenden zu bleiben, laden Sie Trends herunter: Continuous Global VAT Compliance und folgen Sie uns auf LinkedIn und Twitter , um über regulatorische Neuigkeiten und andere Updates auf dem Laufenden zu bleiben.

Sign up for Email Updates

Stay up to date with the latest tax and compliance updates that may impact your business.

Author

Charles Riordan

Charles Riordan is a member of the Regulatory Analysis team at Sovos specializing in international taxation, with a focus on Value Added Tax systems in the European Union. Charles received his J.D. from Boston College Law School in 2013 and is an active member of the Massachusetts Bar.
Share this post

Was ist Peppol
E-Invoicing Compliance EMEA
October 29, 2024
Was ist PEPPOL?

Peppol E-Invoicing erklärt: Was es ist und wie es funktioniert Die weltweite Einführung der elektronischen Rechnungsstellung beschleunigt sich. Regierungen auf der ganzen Welt drängen auf die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung, um ihre nationalen Systeme digital zu transformieren und oft die Mehrwertsteuerlücke zu schließen. Während viele Länder ihr eigenes E-Invoicing-Mandat eingeführt haben, um die Steuerkontrollen zu […]

Französisches E-Invoicing-Mandat
EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
October 16, 2024
Wie wirken sich die Änderungen des französischen E-Invoicing-Mandats auf mein Unternehmen aus?

Die französische Steuerverwaltung hat gerade strukturelle Änderungen am französischen E-Invoicing-Mandat für 2026 angekündigt, die die Entwicklung des kostenlosen, staatlich betriebenen Rechnungsaustauschdienstes einstellen werden. Diese Entscheidung wird den Druck auf Steuerzahler und Softwareanbieter erhöhen, eine zertifizierte “PDP” zu wählen, um die durch diese Entscheidung entstandene Lücke zu füllen.  Französisches E-Invoicing-Mandat: Ein komplexes System, das seit Jahren […]

InvoiceNow
E-Invoicing Compliance EMEA
July 24, 2024
InvoiceNow führt obligatorische elektronische Rechnungsstellung in Singapur ein

Die Inland Revenue Authority of Singapore (IRAS) hat die schrittweise Einführung von InvoiceNow, dem nationalen Rahmenwerk für die elektronische Rechnungsstellung auf Basis des Peppol-Netzwerks, für GST-registrierte Unternehmen angekündigt. Die freiwillige Einführung erfolgt ab Mai 2025. Die Vorschrift erstreckt sich nur auf B2B-Transaktionen, da die Regierung B2G in den kommenden Jahren voraussichtlich verpflichtend einführen wird.

EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
June 21, 2024
ViDA erneut abgelehnt – Europa verpasst eine weitere Chance zur Harmonisierung der elektronischen Rechnungsstellung

Während der jüngsten ECOFIN-Sitzung am 21. Juni diskutierten die Mitgliedstaaten, ob sie eine Einigung zur Umsetzung der Vorschläge zur Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter (ViDA) erzielen könnten. Auf der ECOFIN-Tagung im Mai erhob Estland Einspruch gegen die vorgeschlagenen Plattformregeln und beantragte stattdessen, die neuen Regeln für den fingierten Lieferanten optional zu machen (ein Opt-in), sodass die […]

Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter
EMEA Mehrwertsteuer und Steuerberichterstattung
May 21, 2024
Was als nächstes mit der Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter passiert (ViDA)

Als die Finanzminister der EU letzte Woche zusammenkamen, wurde allgemein erwartet, dass es eine politische Einigung zum Vorschlag für eine Mehrwertsteuerregelung im digitalen Zeitalter (ViDA) geben würde. Aufgrund der Einwände eines Mitgliedstaates gegen die Plattformregeln ist es hierzu leider nicht gekommen. Nun wurde der offizielle Termin für die Fortführung von ViDA auf Eis gelegt, während […]